Exeter war die erste Stadt, die ich während meines England-Aufenthalts bei meiner Schwester erkunden durfte (außer dem Bahnhof von Bristol während der Hinreise - der wirklich sehr hübsch und sehenswert war, das ist man hier ja nicht gewöhnt) und ich war von Anfang an total begeistert von dem kleinen Städtchen.
Joanne K. Rowling studierte ja in Exeter und einige Gässchen bzw. Lokale inspirierten sie wohl maßgeblich zu ihrer Harry Potter Reihe. Dies fasziniert uns als begeisterte Leserinnen dieser Romane natürlich ohnehin, vor allem weil mir meine Schwester auch nach der kurzen Zeit, die sie dort zu dem Zeitpunkt verbracht hatte, schon einige dieser Orte zeigen konnte.
Auch wenn man sonst durch die Gassen von Exeter spaziert, mit den gemütlichen Kneipen, Teestuben und den noch sehr traditionellen und alten Häusern, kann man sich gut vorstellen, warum Joanne K. Rowling Harry Potter genau so erzählte. Im Buch gehen die Jugendlichen immer in den Tropfenden Kessel - Vorbild dafür war das Old Fire House, von innen wirklich ein Erlebnis mit seinen verwinkelten Gängen und Zimmern.
Der große Vorteil, wenn man mit einer "Einheimischen" unterwegs ist, sind die Insider-Tips. Dies waren hier nicht nur die Harry-Potter-Inspirations-/Schauplätze, sondern auch ein Tea Room, von dem meine Schwester wusste, dass man, wenn man genau ab 14.30 Uhr zu Beginn der Tea Time Scones bestellt, diese gerade frisch und noch warm aus dem Ofen serviert bekommt. Hier gönnte ich mir ein Kännchen Earl Grey zusammen mit unglaublich leckeren Scones mit Clotted Cream und lokal zubereiteter Erdbeermarmelade, die sie sogar zum Verkauf anboten (da meine Oma allerdings jedes Jahr ohnehin die leckerste Erdbeermarmelade überhaupt macht, hatte ich dies gar nicht nötig ;-)).
Diese gemütliche Teestube stellte eine willkommene Ruhepause zwischen dem Besuch der Kathedrale von Exeter und unserem Spontantrip zum Meer in Exmouth dar.
In der Kathedrale, die von weitem eher wie eine Burg aussieht, kamen wir gerade rechtzeitig zu einer Führung und somit in den Genuss einiger Zusatzinformationen wie diejenige, dass in dieser Kathedrale grundsätzlich alle Lebewesen, also auch Tiere willkommen waren (deshalb auch ein Loch für die Katzen in der Türe) und automatisch auch alle, die sich darin befanden "gleich waren", somit also die höher Gestellten sich in einer Reihe mit den normalen Bürgern einzureihen hatten.
Interessant fand ich auch, dass die Freskenbildner damals als Künstler eine große Freiheit hatten und es niemals jemand gewagt hätte, ihnen vorzuschreiben, was sie in ihren Bildern darstellen sollten. Die Künstler malten also genau die Szenen, die sie beschäftigten und über die sie während der Arbeit auch redeten.
So kann es auch schon einmal passieren, dass man, nachdem man einen dieser Künstler verärgert hat, mit herausgestreckter Zunge mitten im Altarraum an der Wand verewigt wird.
Die Kathedrale von Exeter war ursprünglich romanisch gebaut worden, was man unter anderem noch an einem belassenen tiefen Fenster sehen kann, anschließend ab einer gewissen Höhe abgetragen und darüber gotisch neu gebaut worden. So wurden auch der hintere und vordere Teil des Gebäudes zu verschiedenen Zeiten erbaut und im Nachhinein "zusammengefügt" - Laien wie mir und meiner Schwester fiel das grundsätzlich nicht so sehr auf, aber der Führer wies uns doch auf die Übergänge hin, die künstlerisch ein wenig weicher gezeichnet wurden.
Die Decke der Kathedrale wurde sehr aufwendig verziert (wobei die dargestellten Frauen jeweils zur stärker witterungsgefährdeten Seite zeigten, sodass die Männerkopfe vor der Verwitterung geschützt waren - typisch, oder? ;-)) und um die Sitzbänke herum führt oberhalb der Rundbögen ein Gang mit kleineren Rundbögen, sodass der Chor von allen Seiten die Kirche besingen konnte.
Von einem Bischof wurde vor hunderten von Jahren damals extra für diesen Bau eine Mitternachtsmesse genau geplant, sodass der Gesang des Chors eben vom Rundgang aus besonders wirkte, und diese wird genau so immer noch durchgeführt.
Eine weitere erstaunliche Sehenswürdigkeit ist die Parliament Street, die wahrscheinlich kleinste Straße der Welt, wo man schon überlegt, ob man überhaupt hindurchlaufen sollte und dann mitten darin auf einmal die Haustür der Anwohner sieht - schon unglaublich. ;-) Ein wenig kann man vielleicht auf den Bildern erahnen, wie schmal die Gasse wirklich ist.
Exeter ist für mich eine wunderschöne, ein wenig verzaubert wirkende Stadt und der Besuch dort hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Ab damit zur Urlaubslinkparty!